Im Jahe 2011
Unter der geschwungenen Freitreppe im Entree des hit-Technoparks in Hamburg-Harburg hat Dorota Albers zwei Flugzeugflügel nachgebaut.
Die Form erinnert nicht nur auf den ersten Blick an den großen Nachbarn Airbus. Die verwirrend-kleinteilige Anordnung aus den verschiedensten Materialien wie Kohlefaser oder Porzellan steht für die 1958 im polnischen Sztum geborene und 1972 im Rahmen der deutsch-polnischen Familienzusammenführung nach Deutschland umgesiedelte Künstlerin für Innovation und kritische Distanz. Für technische Ideen und eine kreative Zukunft. In einigen ihrer Objekte und Installationen ist die Auseinandersetzung mit Versagensängsten und Verlust spürbar. Deshalb nennt Dorota Albers dieses Objekt „Ikarus“, nach dem Sohn des Dädalus, dem genialen Fluggeräte-Erfinder in der griechischen Mythologie, der zu wagemutig in große Höhen abhob, so dass das verbindende Wachs schmolz, und er tödlich abstürzte.
Dorota Albers ist kreativ wie Dädalus, waghalsig in ihrem Materialmix wie Ikarus, aber eben keine Überfliegerin. Bevor sie für sich vor gut zehn Jahren den Weg als freischaffende Künstlerin wählte, hatte sie bereits eine Kürschner-und Pelz-Designer-Lehre, die Ausbildung zur Diätassistentin am UKE Hamburg und ein Studium an der Fachhochschule für Gestaltung in Hamburg hinter sich.
Mit immer neuen experimentellen Verknüpfungen von Werkstoffen verarbeitet sie Erlebtes, Furchtbares und Schönes, Angst machendes und Hässliches. In der Ausstellung im hit-Technopark ist die Aufarbeitung von Albers‘ Vergangenheit besonders intensiv in ihrer Installation „Rausgerissen“ zu entdecken. Einem altem, braunen Koffer als Symbol der verlorenen Heimat, mit zarten Pflänzchen, deren Wurzeltriebe durch den Kofferboden gewachsen, doch aus der Muttererde gerissen und entwurzelt sind.
Viel zarter und in ihrem strikten Purismus künsterisch radikaler wirken die Kirschblüten-Motive einiger Objekte. Zartheit, Reinheit und Leichtigkeit erzeugt sie mit überraschend klaren geometrischen Formen und der Kompromisslosigkeit des Materials. „Ich muss es wagen, ungewöhnliche und ganz neue Werkstoffe immer wieder in meine Kreativität einzubauen“, sagt die Künstlerin. Die Umsetzung dieser Herausforderung aus Holz und Acryl, Kupfer und Porzellan, Emaille und Kunsstoff, Draht und Silikon, Blei und Kohlefaserverbundwerkstoffen (CFK) können Besucher noch bis zum 29. April 2011 im hit-Technopark erleben. Kuratorin Renate Selinger
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